Mk 4,19: „…die Sorgen der Zeit (…) ersticken das Wort, und es bringt keine Frucht.“
Jesus erklärt vieles an Beispielen aus der Landwirtschaft. In seinem Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld spricht mich die Passage über den Samen, der unter die Dornen fällt, besonders an.
Die Dornen haben die Kraft, unseren Glauben zu ersticken. Und dadurch wird er fruchtlos bleiben, zu keiner Veränderung unserer Persönlichkeit und zu keinen Auswirkungen in unserem Umfeld führen.
Was sind eigentlich diese „Sorgen der Zeit“, die Jesus als ersten Feind des Glaubens benennt? Mein Eindruck ist, dass damit nicht in erster Linie unsere individuellen Sorgen um den Job, die Gesundheit der Kinder oder wegen der Hypothek gemeint sind. Wörtlich übersetzt heißen sie die „Sorgen des Zeitalters“, was für mich auf verbreitete, allgemeine, gemeinsame Sorgen einer Generation, einer Epoche hindeutet.
Und tatsächlich: Jede Zeit hat und hatte ihre eigenen Sorgen:
- die Sorgen der 1970er: Ressourcenknappheit, Ölkrise, die Grenzen des Wachstums. Auch ich wurde davon angesprochen und wurde mit 16 ein „Grüner“
- die Sorgen der 1980er Aufrüstung, der Atomkrieg: Ich kenne eine Familie, die damals nach Neuseeland ausgewandert ist, weil sie sicher waren, dass Europa vor dem atomaren Untergang steht.
- oder die Sorgen der 1990er: Ozonloch, Waldsterben, die Jahrtausendwende mit Computerabstürzen.
Diese Fragen haben die Menschen in ihren Bann gezogen und Diskussionen befeuert. Heute, aus einiger Distanz, erscheinen uns manche davon als seltsam aus der Zeit gefallen, nicht mehr relevant. Man wundert sich ein wenig, wie viel Herzblut Menschen seinerzeit in diese Sorgen investiert haben.
- Was sind die Sorgen unseres gegenwärtigen Jahrzehnts, also der 2020er Jahre?
Ich weiß nicht, welche du benennen wirst und mache bewusst keine Vorschläge, obwohl sich manche Themen geradezu aufdrängen. Ich bin mir aber sicher, dass uns jede von ihnen aus größerer zeitlicher Distanz etwas unverständlich, wenn nicht sogar aufgebauscht vorkommt.
Und genau das ist das Wesen dieser Sorgen der Zeit: Sie fordern unsere volle Aufmerksamkeit, verzehren unsere Kraft, bestimmen unsere Gedanken und Gespräche. Sie lenken uns damit ab von den zeitlosen, ewigen Anliegen Gottes: Einer Welt, die nichts von ihrem Schöpfer wissen will und in einer Art unerklärtem Krieg gegen ihn steht.
Diese tief sitzende Krankheit hat immer wieder neue Ausdrucksformen und Symptome. Und es gibt nur ein Gegenmittel: Die frohe Botschaft von Jesus, der Mensch wurde, für meine Sünde litt, blutete und starb. Der als einziger die Kraft hat, mich mit meinem Schöpfer zu versöhnen und mich von innen heraus zu erneuern.
Was „düngen“ wir mit unseren Worten und Gedanken, mit dem Einsatz von Kraft, Geld und Zeit? Die Dornen oder den Samen des Wortes? Was sind unsere liebsten Themen? Die Sorgen der Zeit oder die Rettungsmission des Sohnes Gottes?
Herzliche Grüße aus Pfullingen