Impuls für Juni 2023

Ich neige dazu, schnell über negative Entwicklungen in Politik und Gesellschaft zu schimpfen. Da weiß ich dann schnell, wer dafür verantwortlich ist und was man besser machen sollte. Ich informiere mich über diese Dinge und diskutiere auch mit anderen darüber. Vielleicht geht es nicht nur mir so in unseren turbulenten Zeiten, die mir manchmal vorkommen, wie ein wütender Sturmlauf gegen die Pläne Gottes.

In meiner Bibellese sprang mich vor einigen Tagen der obige Vers an. Es war für mich wie ein Kommentar Gottes über meinen Eifer.

Dieser Satz hat mir zuerst einmal ganz schön den Wind aus den Segeln genommen. Mir war es im ersten Moment, als hätte ich eigenmächtig gehandelt, ohne Auftrag und Rückhalt von Gott. Doch beim Nachdenken wurde mir klar, dass Gott vieles von dem, was mich ärgert, auch nicht gutheißt. Er will auch nicht, dass ich es künftig einfach übersehe und ein rein privates, verinnerlichtes Christentum lebe. Nein – wir dürfen die Augen offen haben und uns einmischen.

Aber unser Eifer, unser größter Energieeinsatz soll sich nicht gegen die Ungerechtigkeit, Gottlosigkeit und Verlogenheit unserer Gesellschaft richten, obgleich sie immer massiver und unverschämter zutage tritt. Sondern sie soll der Furcht des Herrn gelten.

Was ist das? Die Furcht des Herrn ist der Respekt vor dem, der mich geschaffen hat. Vor dem, dem ich einmal Rechenschaft geben werde. Es ist das Streben, ihn nicht vor den Kopf zu stoßen, ihn nicht kränken oder bekümmern zu wollen. Sondern die Dinge aus seiner Sicht, aufgrund seiner Vorlieben und Abneigungen zu entscheiden. Um diese richtige, gesunde, heilsame und mich schützende Herzenshaltung soll ich eifern. Täglich. Ich soll alles daran setzen, sie zu wecken, zu stärken und in mir zu kultivieren.

Warum? Vermutlich, weil ich auch nicht besser bin, als die Leute, die ich anklage, die – meiner Meinung nach – an der Misere schuld sind. Bin nicht auch ich oft Teil des Problems und brauche Gottes führende und korrigierende Hand? Und ich brauche jeden Tag seine Gnade, weil ich von dem vielen, das ich weiß und erkenne, nur Bruchteile umsetze.

Mit dem Eifer gegen die Sünder könnte man sich ein bequemes Ventil schaffen. Dann deckt man zwar auf, prangert an, bekämpft das Böse und die Bösen. Und doch versäumt man das Wichtigste. Was das ist, deutet das Buch der Sprüche einige Verse später an:

Spr 23,26          Gib mir, mein Sohn, dein Herz, und deine Augen lass an meinen Wegen Gefallen haben!

Herzliche Grüße aus Pfullingen
Euer Albert Keppler

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  • Beitrag veröffentlicht:1. Juni 2023
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